Vom Zurückkommen

„… eine geschlossene Tür mit offenem Ausgang“

Vom Zurückkommen

 

Mitte Oktober 2021 – fast anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass ich die Tür zu meinem Café an einem letzten Sonntagabend auf unbestimmte Zeit zugeschlossen habe. Ich weiß nicht mehr, ob es ein sonniger Oktobertag war oder ob er, passend zu meiner damaligen Verfassung, dunkel und mit Regen von vorn bereits herbstlich klamm einherkam.

Anderthalb Jahre lagen da hinter mir, hinter uns allen, die ihre Spuren sehr deutlich hinterlassen hatten und immer noch haben. Weitere anderthalb folgten für mich persönlich.

Innehalten. Standortwechsel. Ohne in dem Moment überhaupt zu wissen, wohin es gehen sollte. Klar war in der Hauptsache eines: Nur weg. Die Ereignisse dieser Zeit hatten es geschafft, meinen Lebenstraum in einen Albtraum zu verwandeln. Wie geht man damit um, wenn man an dem zweifelt, was man über Jahre getan und geliebt hat? Wenn einem die Politik erklärt, dass man wertlos und im Grunde genommen überflüssig ist, ein Krebsschaden in der Gesellschaft. Wenn man keine Menschen mehr ertragen kann? Unsere Wahrheiten sind subjektiv und durchaus sehr verschieden. Sie entstehen aus Wahrnehmungen, Erfahrungen und Perspektiven.

 

Für eine Weile ging ich andere Wege, ein mögliches Zurückkommen völlig offen. Nichts, gar nichts, was zum damaligen Zeitpunkt dafür einen Grund hätte bedeuten können. Zwischenwege, wie ich sie für mich nannte.

Am Ende war das Jahr 2022 eines der spannendsten überhaupt in meinem Leben. Unspektakulär, aber enorm erhellend. Umwege, die man nur dann geht, wenn die eigenen (Wege) gerade nicht mehr ersichtlich sind, und die bei genauer Betrachtung zu einem der größten Geschenke werden können.

Es ist meine persönliche Geschichte, vom Aufhören – dann, wenn man nicht mehr weiß, ob man dort, wo man lange Zeit war, noch richtig ist. Sie erzählt vom Fortgehen und vom Wiederkommen, von dunklen Tagen und von Lichtblicken in eigenwilligen Momenten. Es ist eine Geschichte vom Sich-Wiederfinden, vom Loslassen und Neu-Verbinden. Es ist die Erkenntnis, dass es kein Zurück, aber immer ein Weiter gibt.

 

Vorübergehend geschlossen – so stand es lange Zeit auf der Webseite und im Google-Eintrag. Vorübergehend, ein Wort, das keine zeitlichen Grenzen kennt. Alles geht irgendwann vorüber. Nur das Ende ist, bis auf sehr wenige Ausnahmen, fast immer offen.

Vor einigen Tagen las ich (recht zutreffend) einen Text Wo du richtig bist. Es ging darin um Kalibrieren und um Standortsuche und darum, dass es wichtig ist, vor dem Starten die richtige Position zu finden, vollkommen egal, worum es dabei im Leben letztlich geht, um eine zu bewältigende Alltagssituation oder um die wirklich großen Fragen.

 

Müsste ich nun schreiben, dass wir demnächst wieder eine gastronomische Lücke im Landkreis schließen und dass wir in den zurückliegenden Monaten neue Rezepte und Ideen gesammelt haben? Nein, so ist es nun gerade nicht – aber Erfahrungen haben wir gesammelt und die sind ein wahrer Schatz. Und ganz ehrlich, Lücke hin oder her, wenn ich mich hier umsehe … aber das ist ein anderes Thema.

 

Wir öffnen unser Café demnächst wieder als Wochenendcafé, im April – da, wo das Jahr noch auf Anfang steht … Es gibt Dinge, die bleiben dürfen, andere, die ihre Zeit hatten.

 

Manchmal muss man für eine Weile fortgehen, um zurückfinden zu können.

2003 haben wir mal angefangen. 2023 geht es weiter …

 

Um die Kaffeemaschine haben sich indessen Freunde gekümmert und auch um die Pflanzen, was gerade im letzten Sommer eine Herausforderung bedeutete. Ich denke, dass ich das Backen nicht verlernt habe und dass die Crêpesplatte mir wohlgesonnen ist und nach langer Pause mit einem leisen Knistern einfach wieder anspringen wird. Ein bisschen so, als ob nichts gewesen wäre. Zucker, Zimt und Schokolade heilen nichts, aber sie können uns zuweilen trösten und für einen Moment glücklicher machen.